FFH-Gebiet „Bobritzschtal“


Der Schutz wildlebender Arten wird in Europa seit 1992 vor allem durch das Natura-200-Netz mit seinen Fauna-Flora-Habitat- und Vogelschutz-Gebieten gesichert. In Sachsen existieren 270 solcher FFH-Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund 170.000 ha (weitere Infos hier). Zum dauerhaften Erhalt von Arten und deren Lebensräumen werden aussagekräftige Daten zu Vorkommen und Zustand benötigt.

Eine solche Bestandserhebung erfolgte im FFH-Gebiet „Bobritzschtal“ für Fledermäuse das letzte Mal im Jahr 2011. Seitdem haben sich jedoch Kenntnisstand zu einigen Arten und auch die Erfassungsmethoden weiterentwickelt. Zudem stand zu vermuten, dass der abschnittsweise sehr naturnahe und von Gehölzen gesäumte Flussverlauf zwischen Frauenstein und der Mündung in die Freiberger Mulde bei Siebenlehn auch von FFH-Zielarten wie Kleiner Hufeisennase und Bechsteinfledermaus besiedelt ist. Eine Aktualisierung und Konkretisierung der Datenbasis für die Fortschreibung der Managementplanungen war daher dringend erforderlich.

Ähnlich wie im „Bobritzschtal“ verhält es sich in vielen weiteren FFH-Gebieten in Sachsen. hochfrequent erstellte daher Anfang 2021 eine Projektskizze zur Durchführung von fledermausbezogenen Erhebungen für die Fortschreibung von Maßnahmen und Habitatflächen am Beispiel des SAC 254 „Bobritzschtal“ inkl. geeigneter Erfassungsmethoden und Zeitschiene der Untersuchung.

In 2023 u. 2024 führen wir nun umfangreiche Geländearbeiten im Gebiet durch. Das aus Altdaten und Kontakt zu lokalen Expert:innen bekannte Artenspektrum wird dabei in der Fläche v.a. mit bioakustischen Methoden geprüft und notfalls ergänzt. Netzfänge zur Statusbestimmung (Männchen, Weibchen, Reproduktion, Fitness usw.) und die anschließende Telemetrie zur Quartiersuche und zur Ermittlung nächtlicher Aktionsräume liefern schließlich die wichtigen raumkonkreten Informationen zu den essenziellen Lebensräumen sowie funktionalen Beziehungen. Darüber hinaus kontrollieren wir bekannte und vermutete Quartiere, was in der Region vor allem Winterquartiere in den zahlreichen Bergbaurelikten umfasst. Auch wird untersucht, wie sich die Waldlebensräume seit der Ersterfassung verändert haben und ob die im FFH-Managementplan formulierten Erhaltungs-/Entwicklungsmaßnahmen erkennbar Wirkung zeigen.

Schon im ersten Erfassungsjahr konnten wir den Wissensstand um die im Gebiet vorkommenden Arten erweitern. So liegen Nachweise für Wochenstuben der Hauptzielarten Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus, Kleine Hufeisennase, Nymphenfledermaus und Großes Mausohr mit direktem Bezug zum Schutzgebiet vor. Dabei befindet sich das Wochenstubenquartier des Großen Mausohrs mehr als 4 km vom Lauf der Bobritzsch und sogar 12 km vom Tharandter Wald als eines der Hauptjagdgebiete der Kolonie entfernt. Das unterstreicht, wie essenziell Verbundstrukturen auch außerhalb der eigentlichen Gebietsgrenzen für Fledermausarten sind. Erstnachweise für das Gebiet konnten daneben auch für die Mückenfledermaus und den Kleinen Abendsegler erbracht werden.

Aktuell erfolgen Kontrollen bekannten und potenzieller Winterquartiere im Gebiet. Am Ende des Erfassungszeitraumes werden wir mehr als 60 Objekte auf ihre Quartiereigenschaften im Sommer und Winter untersucht haben.