Auf der Suche nach einem heimlichen Waldbewohner
hochfrequent ist schon seit mehreren Jahren auf Jagd nach dem seltenen fliegenden 5-Gramm-Winzling in Sachsen. Insgesamt ist aber über die Art nur wenig bekannt. Die spärlichen Nachweise wirken inselhaft und sind sehr wahrscheinlich ein Ausdruck von Erfassungsdefiziten. Gefördert im Rahmen des Erfassungsprogramms des EPLR (Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen) begeben wir uns im Auftrag des NABU Sachsen über die Projektlaufzeit von 2021-2023 daher intensiv auf die Suche nach der Nymphenfledermaus im Mulde-Lösshügelland.
Das Projektgebiet befindet sich am Rand des bislang bekannten Verbreitungsschwerpunktes im Leipziger Land. Es zeichnet sich durch eine größere Zahl bewaldeter Seitentäler mit kleinen Bachläufen aus, die den bislang dokumentierten Lebensräumen stark ähneln.
Projektgebiet sowie bisherige Nachweise der Nymphenfledermaus in Sachsen
Das laufende Projekt nutzt eine Kombination fledermauskundlicher Methoden. Den Kern bilden dabei Netzfänge, vorrangig über kleinen Bachläufen oder Feuchtstellen im Wald. Gefangene Tiere werden umgehend befreit, bestimmt, vermessen und gewogen. Zudem werden allen Nymphen genetische Proben entnommen und sie erhalten eine Armklammer zur eindeutigen Identifikation.
Netzfangstandort über Bach am Waldrand
Die Fänge dienen aber nicht nur dem reinen Artnachweis – Hauptziel ist der Fang geeigneter Sendertiere für die Telemetrie. Wegen der versteckten Lebensweise und der nächtlichen Jagd kann man sich Lebensräume und Quartiere nicht per Sichtbeobachtung erarbeiten. Daher wird ausgewählten Nymphenfledermaus ein Funksender ins Rückenfell geklebt, der die Bewegungen der Maus über einen Zeitraum von 5 – 10 Tage nachverfolgen lässt. Ziel ist die Erfassung von Besiedlungsdichte, Quartierspektrum, Bestandszahlen und Raumnutzung. Diese Informationen sollen das Verständnis für die Lebensraumansprüche entscheidend erweitern und damit zielgerichtete Schutzbemühungen unterstützen.
Schon die 1. Erfassungssaison im Jahr 2021 hat sehr zufriedenstellende Ergebnisse geliefert: Erwartungsgemäß konnten bereits mehrere Kolonien in alten Eichen-Laubwaldbestände erfolgreich dokumentiert werden. Die Zählungen deuten darauf hin, dass die Populationen aus bis zu 20 Weibchen bestehen. Einzigartige Einblicke in ein Wochenstubenquartier mit einer größeren Gruppe gelangen im Colditzer Forst.
Wochenstube der Nymphenfledermaus hinter einer Borkenschuppe einer abgestorbenen Eiche im NSG „Kohlbachtal“ bei Colditz
Für die kommende Saison 2022 stehen nun die aus naturschutzfachlicher Sicht hochgradig interessanten Waldgebiete im Umfeld von Klosterbuch auf dem Plan. Die enge Verzahnung der alten Waldbestände des NSG „Maylust“ mit den tief eingeschnittenen Tälern im Umfeld (NSG „Scheergrund“, NGS „Staupenbachtal“) stellen zumindest auf dem Papier einen nahezu optimal ausgestatteten Lebensraumkomplex für die Nymphenfleder-maus dar. Weitere Art-Nachweise und spannende Erkenntnisse zu Bestand und Lebensweise können daher erwartet werden.
weitere Infos
zum Projekt: NABU Sachsen
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