Historische Gebäude und Fledermäuse gehören für viele Menschen einfach zusammen. Gerade die teils jahrhundertelange bauliche Tradition macht Schlösser, Burgen oder eben auch Kirchen als Lebensstätten für mehrere heimische Fledermausarten sehr wertvoll. So finden Reproduktionskolonien – die sogenannten „Wochenstuben“ – hier oftmals über viele Jahrzehnte hinweg weitgehend störungsarme Quartiere, welche dank Denkmalschutz nahezu keinen baulichen Veränderungen und keinem Nutzungswechsel unterliegen. Dabei können die Koloniegrößen von wenigen dutzend Tieren (Langohrfledermäuse) bis zu mehreren hundert Individuen (Großes Mausohr) umfassen. Der Erhalt der teilweise jahrhundertealten Gebäude ist daher nicht zuletzt auch Artenschutz, wird dadurch doch ein wichtiges Habitat langfristig gesichert.
Bei den Sanierungsarbeiten besteht jedoch aber auch die Gefahr der Störung aktueller Vorkommen bzw. der unbewussten Verletzung oder Tötung von Individuen. Zudem können Hangplätze oder Einflüge beeinträchtigt oder vollständig beseitigt werden. Die ökologische Baubegleitung derartiger Sanierungsvorhaben ist daher eine der zentralen Aufgaben unseres Büros.
So ist hochfrequent seit dem Jahr 2015 u.a. in Sanierungs- und Umbauarbeiten in drei Kirchen im Bundesland Brandenburg involviert. Wir haben zunächst die notwendigen Voruntersuchungen durchgeführt und Empfehlungen zur Eingriffsvermeidung/-minimierung und zur Erhaltung der Quartiere erstellt. Während der Bauphase standen die Überwachung der Kolonien sowie die Anleitung von Planern und Baubetrieben im Mittelpunkt. Zudem wurden Maßnahmen zur Quartiersicherung und -optimierung umgesetzt (z.B. Schaffung artgerechter Einflüge, Herstellung wärmebegünstigter Hangplätze).
Die Funktionalität dieser Maßnahmen wird nunmehr seit dem Jahr 2016 gezielt überprüft. Nutzen die Tiere die neu geschaffenen Spaltenverstecke? Sind die Einflüge artgerecht und ausreichend dimensioniert? Wie entwickeln sich die Bestände der Kolonien, und verläuft die Reproduktion erfolgreich? Zur Beantwortung dieser Fragen setzen wir zeitgemäße Methoden wie Lichtschranken, Fotofallen und Datenlogger für Temperatur und Lichteinfall ein.