FFH-Monitoring Thüringen

Kartierung Waldfledermausarten 2016/2017


Hintergrund

Im Auftrag der Stiftung FLEDERMAUS (Erfurt) beteiligt sich hochfrequent in den Jahren 2016 und 2017 an umfangreichen Geländeerfassungen für das Bundes- und Landesmonitoring von Arten nach Anhang II, IV und V der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie in Thüringen. Die FFH-Richtlinie bildet auf europäischer Ebene die rechtliche Grundlage zur Sicherung, Entwicklung und Vernetzung von Lebensräumen wildlebender Arten.

Alle heimischen Fledermausarten stehen gemäß FFH-Richtlinie als seltene und bedrohte Arten unter besonderem Schutz. Einige Arten gelten europaweit als besonders stark gefährdet, und werden daher als „prioritäre Arten von gemeinschaftlichem Interesse behandelt“. Für diese werden spezielle Schutzgebiete zur Erhaltung und Förderung der Kernlebensräume ausgewiesen.

Untersuchungen

Bei den aktuell laufenden Kartierungen werden speziell die Vorkommen der prioritären Arten Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) in geschützten Waldgebieten in Thüringen untersucht. Ziel ist die gebietsbezogene und landesweite Bestandserfassung, wobei sowohl der Vorkommensnachweis als auch die Ermittlung von Quartieren und Koloniegrößen im Mittelpunkt stehen. Zu diesem Zweck führen hochfrequent sowie zahlreiche weitere Fachbüros und Artspezialisten landesweit in ausgewählten Probeflächen wiederholt Netzfanguntersuchungen durch. Wochenstubenquartiere der Arten Mopsfledermaus und Bechsteinfledermaus werden darüber hinaus durch Besenderung und Telemetrie einzelner Weibchen lokalisiert, um im Anschluss bei Ausflugzählungen die Koloniegrößen zu bestimmen.

Netzfang_Buchenwald

Netzfang in einem Buchenwald-Bestand

Mopsfledermaus_Netzfang

Mopsfledermaus wird aus dem Fangnetz befreit

Telemetrie

Telemetrie – Für die Suche der Wochenstubenquartiere werden einzelne Weibchen besendert und mit Peilantennen bis zum Quartierbaum verfolgt.

Mopsfledermaus_Quartier

Mopsfledermauskolonie im Wochenstubenquartier hinter abstehender Borke einer abgestorbenen Eiche

 

Fledermaus-Lebensraum Wald

Für stabile bzw. positive Bestandsentwicklungen sind die beiden Zielarten des Monitorings besonders stark auf strukturreiche, zusammenhängende Waldlebensräume angewiesen. Diese Wälder müssen einen substantiellen Quartiervorrat in Höhlen und Spalten alter Bäume bieten. Auch die Vernetzung der Quartiere mit optimalen Nahrungshabitaten ist entscheidend.

Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen für Waldfledermausarten zielen daher vor allem auf eine angepasste, nachhaltige Forstbewirtschaftung ab. Hierbei ist der Waldumbau bestehender Altersklassenwälder bzw. Monokulturen hin zu standortgerechten Waldbeständen mit vielfältigem Baumarten- und Altersinventar und natürlicher Walddynamik von zentraler Bedeutung. Auch der vollständige Verzicht auf die forstliche Nutzung wird für besonders sensible oder wertgebende Waldflächen in der Praxis bereits umgesetzt.

Neben der Aktualisierung und Vervollständigung des Datenbestandes zu Fledermäusen in Thüringen soll das Monitoring daher auch Erfolge des bestehenden Gebietsschutzes sowie spezieller Schutzmaßnahmen anhand der Bestandsgrößen überprüfen und bestehenden Handlungsbedarf identifizieren helfen. Das Team von hochfrequent freut sich sehr, Teil dieses umfassenden Projektes zu sein.

Habitat Bechsteinfledermaus

Strukturreicher, mehrschichtiger Buchenbestand – Kernlebensraum der Bechsteinfledermaus

Quartierhabitat Mopsfledermaus

Quartierbaum der Mopsfledermaus in einem Eichen-Kiefern-Trockenwald – der hohe Anteil stehenden Totholzes macht diesen Waldtyp für die Art zum wertgebenden Kernlebensraum